Insel der guten Menschen
Zwischen Samos und Patmos versteckt sich das Kleinod Agathonisi, die nördlichste der bewohnten Dodekanes-Inseln. Mit ihren knapp 185 Einwohnern ist sie die zweitkleinste Gemeinde Griechenlands innerhalb der Südliches Ägäis.
Wir befanden uns auf der Fähre von Samos nach Patmos, als wir vom Schiff den malerischen Hafenort Agios Georgios (Άγιος Γεώργιος) erblickten. Nur wenige Häuschen – alle weißblau – zieren die Hafenbucht und bilden ein unbeschreibliches Panorama hinter kristallklarem, türkisblauem Meer. Schade, dass wir nicht spontan aussteigen können, um hier zu bleiben, aber wir hatten bereits unseren Aufenthalt auf der Insel Patmos geplant.
Auf unserer Rückfahrt nach Samos aber mussten wir einfach aussteigen, um für ein paar Tage das Inselchen zu entdecken. Als einzige Gäste gingen wir vom Schiff und wurden sofort von der herzlichen Wirtin Maria empfangen, die dort eine kleine, von unzähligen Blumen eingewachsene Pension betreibt. Lustigerweise heißen unsere griechischen Wirtinnen immer Maria, Anna oder Sophia und sie sehen sich auch noch ähnlich. Es gibt hier kaum Touristen, es gibt NICHTS und doch sehr viel, nämlich genau das Richtige, um ein paar Tage die Seele baumeln zu lassen.
Das Meer direkt vor unserer Pension in Mikro Chorio ist ein einziger Traum. Einmal rechts um die Ecke geht’s zur nächsten Bucht, in der sich ein paar Hippies in Hängematten und Zelten zwischen schattenspendenden Tamarindenbäumen tummelten. Im Mittelalter war Agathonisi ein Piraten-Stützpunkt und genauso fühlten wir uns – wie in einer Piratenbucht. Hier verbrachten wir die Tage im türkisblauen Wasser und entdeckten beim Schnorcheln ein kleines Bootswrack, die Sensation für unsere damals 8-jährige Tochter – auch sie heißt: Sophia.
Ein weiteres Highlight in unserem süßen Nichtstun war das Wasserschiff, das abends im Hafen lag, um die Insel, die selbst über keine natürlichen Quellen verfügt, mit Trinkwasser zu versorgen.
Da Maria nicht Englisch sprach und wir kein Griechisch, verständigten wir uns mit südländischer Gestik. Ich bedauerte es so sehr mich nicht mit Maria und ihrer Mutter verständigen zu können, also meldete ich mich gleich nach dem Urlaub für einen Griechisch-Kurs an der Münchner Volkshochschule an. Mein Griechisch-Lehrer Pavlos aus Korfu lehrt mich immer noch Griechisch, denn eines Tages möchte ich nach Agathonisi zurückkehren und mich mit Maria unterhalten!